Vor über 100 Jahren, am 12. Dezember 1908, fand sich ein kleiner Kreis sangesfreudiger Männer unseres damals 300 Einwohner zählenden Dorfes zusammen, um das deutsche Liedgut vereinsmäßig zu pflegen.
Sie gründeten den MGV Völkenrode.
In der ersten ordentlichen Versammlung am 12. Januar 1909 wurde Heinrich Bührig zum 1. Vorsitzenden bestellt und die Vereinsstatuten erarbeitet. Der Verein zählte in seinen Anfängen 25 Mitglieder. Es wurde beschlossen, dass jeder Mann ab dem 21. Lebensjahr dem Verein beitreten könne. Es war eine einmalige Aufnahmegebühr von 1 Reichsmark zu entrichten und ein monatlicher Beitrag von 40 Reichspfennig-,,pränumerando"-, also im Voraus, zu zahlen.
Mit der Gesangleitung wurde der hiesige Dorfschullehrer Ludolf Randolf beauftragt. Als Entgelt erhielt er 76 Reichsmark jährlich. Die noch anzuschaffenden Gesangbücher mussten die Aktiven aus eigener Tasche bezahlen.
Bedingt durch die Frühjahrsbestellungen und Ernteeinsätze in der Landwirtschaft wurden die Übungsabende für die Zeit ab Ende März bis Anfang Oktober unterbrochen. So wurden im Laufe eines Jahres etwa 24 Übungsabende abgehalten.
Nachdem in den folgenden Jahren einiges an Liedgut einstudiert wurde, fand im August 1911 das erste Sängerfest in Völkenrode statt.
Hierzu wurden die Nachbarvereine Watenbüttel, Veltenhof, Wendezelle, Wendeburg und Zweidorf eingeladen. Zu den Vereinen sollte auch in weiterer Zukunft ein freundschaftliches Verhältnis bestehen bleiben.
Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben war die Fahnenweihe am 3. und 4. Mai 1914 durch Pastor Koch unter der Siegeseiche.
Die stetige Aufwärtsentwicklung des Vereins wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 unterbrochen. Die Gesangsabende wurden auf unbestimmte Zeit eingestellt. Wiederaufgenommen wurde das Vereinsleben am 4. März 1919. Eine Gruppe ehemals aktiver Sänger beschloss für den MGV die Werbetrommel zu rühren. Diese Werbeaktion brachte den erhofften Erfolg. 40 Neueintritte konnten verzeichnet werden. Der ortsansässige Lehrer Robert Meyer wurde Chorleiter. Er verzichtete aus Freude am Chorgesang auf sein Honorar.
Am Ende des Kalenderjahres 1920 zählte der Verein 48 aktive sowie 25 passive Mitglieder. In den Folgejahren bereicherte eine Fülle von Veranstaltungen das Vereinsleben so dass am 27. Januar 1934 der Verein sein 25. Jähriges Stiftungsfest im Kreise der Mitglieder begehen konnte.
Im März desselben Jahres hieß es Abschied nehmen vom Chorleiter Robert Meyer. Er wurde für seine 15 Jahre, die er mit dem Chor verbunden war, zum Ehrenchormeister ernannt. Trotz Ausbruchs des 2. Weltkriegs 1939 war es der Vereinsführung möglich, die Singabende noch zwei Jahre bis 1941 durchzuführen.
Danach mussten die Vereinsaktivitäten leider bis auf weiteres eingestellt werden. Nach Kriegsende hatte der Verein den Tod von 18 Mitgliedern zu beklagen. Unter ihnen war auch der Chorleiter Fritz Heyland, der den Chor seit 1934 geleitet hatte. Sein Sohn Kurt Heyland trat 1942 die Nachfolge als Chorleiter an.
Nach dem Krieg fanden sich 1949 erneut Sänger, die das Vereinsleben wieder aktivierten. Für den MGV wurde ein völliger Neuanfang erforderlich. Bei einem Bombenangriff auf Völkenrode am 19. Mai 1944 war auch das gesamte Notenmaterial des Vereins vernichtet worden.
Die danach geleistete Aufbauarbeit war nicht zuletzt ein Verdienst des bereits seit 1926 amtierenden Vorsitzenden Albert Fröhlich, der die Vereinsgeschicke insgesamt 32 Jahre lenkte. Die Protokolle des MGV geben einen Einblick in das aktive Vereinsleben der 50er Jahre. Es wurden bis zu 49 Übungsabende pro Jahr abgehalten.
Im Jahre 1958 feierte die große Sängerfamilie am Gründungstag, dem 12. Dezember, im internen Kreis das 50jährige Jubiläum des MGV.
Die offiziellen Feierlichkeiten begannen am 24.05.1959 mit einer Kranzniederlegung am Ehrenmal. Danach folgte ein Festumzug mit anschließendem Konzert aller eingeladenen Chöre. Auftakt des gelungenen Konzertes war die Uraufführung des Völkenroder Heimatliedes.
Dieses Lied komponierte der Chorleiter Kurt Heyland. Der Sangesbruder Erich Peter schrieb den Text und der Vorsitzende Albert Fröhlich stiftete das Notenmaterial.
Am 29.8. 1976 verstarb der ehemalige Vorsitzende und Ehrenmitglied im MGV Albert Fröhlich. In seinem Sinn wird der Verein noch heute geführt.
Das Stiftungsfest zum 75jährigen Bestehen des MGV wurde am 3. Dezember 1983 mit einem Festkonzert gefeiert. Die musikalische Leitung des Konzertes lag in den Händen von Chorleiter Johann Fischer, der den Chor von 1975 an leitete.
Mit dem neuen Chorleiter Dieter Fischer wurden von 1985 an die Singabende fortgesetzt. Er brachte bis 1992 mit dem MGV 5 Chorkonzerte zur Aufführung, die den Mitwirkenden und dem Publikum gleichermaßen Spaß bereiteten. Seine Familie trug ebenfalls mit musikalischen Beiträgen zum Gelingen der Chorkonzerte bei.
Das gesellige Vereinsleben findet Bereicherung mit einem alle zwei Jahre stattfindenden Ausflug in die nähere Umgebung. Meistens wird bei der Planung der Reisen versucht, in den Zielorten oder auf dem Weg dahin, eine geeignete Lokalität zu finden, in der die Sänger dann ein Platzkonzert geben können. Die Ehefrauen der Sänger, die mitreisenden Gäste sowie alle Zuhörer waren und sind auch noch heute immer wieder von den musikalischen Kostproben des MGV begeistert.
Das nächste Großereignis war das 90. Stiftungsfest mit einem Festkonzert am 29. August 1998 unter der musikalischen Leitung von Johann Fischer, der den MGV wieder seit 1992 leitet. Eingeladen waren: Gemischter Chor Wendezelle, MGV Wendeburg, MGV Zweidorf, Kirchenchor Völkenrode, Watenbüttel, Gemischter Chor Watenbüttel, Gemischter Chor Ölper und Gemischter Chor Bortfeld. Die Chöre brachten eine breite Palette ihres Könnens in der Herbert-Mundstock-Halle zu Gehör.
Das bisher letzte Jubiläumsfeier war das 100. Stiftungsfest mit einem Festkonzert am 31. Mai 2008 unter der musikalischen Leitung von Johann Fischer. Eingeladen waren: Evangelische Kindergarten Völkenrode, Singkreis Bortfeld, Singvögel Völkenrode-Watenbüttel, Gemischter Chor Watenbüttel, Kirchenchor Völkenrode-Watenbüttel und der Gemischte Chor Wendezelle. Die Chöre haben mit der Darbietung ihres Könnens in der Herbert-Mundstock-Halle zu einer gelungenen Feier beigetragen.
Auch danach gab es weiterhin zahlreiche Aktivitäten des Chores. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Alljährlich finden die verschiedensten Auftritte statt wie das Maisingen, Platzkonzerte beim Hofcafe der Landfrauen Völkenrode, Singen unter der Linde, das Adventskonzert in der Völkenroder Kirche, anlässlich besonderer Geburtstage und Jubiläen sowie bei vielen anderen Veranstaltungen auch außerhalb von Völkenrode, zu denen der MGV von befreundeten Chören immer wieder gern eingeladen wird.
An dieser Stelle sei allen Mitgliedern des MGV für ihre bisherige Treue zum Verein herzlich gedankt.
Ein besonderen Dank gilt unserem ehemaligen Chorleiter Horst Heinemann. Von April 2012 bis Dezember 2017 trug er mit seinem Engagement, seiner Ausdauer und Geduld bei den Singabenden stets dazu bei, dass die einstudierten Lieder bei Auftritten immer wieder großen Beifall fanden.
Der MGV ist Mitglied im KreisChorverband Braunschweig.